Temperaturen im Terrarium
Im Gegensatz zu Säugetieren, die ihre Körperwärme selbst produzieren, sind Reptilen als wechselwarme Tiere dazu nicht in der Lage. Sie sind zur Regulation ihrer Körpertemperatur auf externe Wärmequellen angewiesen, wie z.B. Lufttemperatur oder direkte Sonnenstrahlung.
Erst wenn eine bestimmte Körpertemperatur, die sogenannte „Betriebstemperatur“, erreicht ist, arbeitet ihr Stoffwechsel auf optimalem Niveau.
Können Reptilien ihre „Betriebstemperatur“ nicht erreichen, sind sie gezwungen, auf „Sparmodus“ umzuschalten. Viele Körperfunktionen verlieren dann einen Teil ihrer Leistungsfähigkeit, z.B. Stoffwechsel oder Immunsystem. Hält dieser Zustand längere Zeit an, steigt die Gefahr von Erkrankungen.
Wärmequellen
Im Terrarium benötigt man Heizquellen, die stark genug sind, ein Tier auf „Betriebstemperatur“ zu erwärmen.
Für tagaktive Reptilien werden in der Regel Wärmestrahler, für nachtaktive Reptilien Heizmatten, Heizkabel, Infrarot- oder Keramikheizstrahler verwendet. Die Wärmequellen sollten lange genug brennen, damit den Tieren genug Zeit bleibt, sich mehrfach täglich aufzuwärmen.
Falls mehrere Tiere gehalten werden, müssen unter Umständen mehrere Heizquellen installiert werden, damit sich alle Tiere ausreichend erwärmen können.
Halogenstrahler sind für wärmebedürftige Arten (die meisten Schildkröten und Echsen) gut geeignet, da sie einen hohen Anteil an Wärmestrahlung produzieren. Sie sollten in Kombination mit einer starken Lichtquelle eingesetzt werden.
Die sehr beliebten kompakten HQI-UV-Lampen (z.B. Bright Sun UV Desert von Lucky Reptile) besitzen hervorragende Licht- und UV-Eigenschaften. Ihr Wärmeanteil ist jedoch vergleichsweise gering.
Für wärmebedürftige Arten müssen diese Lampen deshalb verhältnismäßig tief gehängt werden, was u.a. eine starke UV-Bestrahlung zur Folge hat. Dies vertragen einige Schildkröten und verschiedene wüstenbewohnende Echsen, aber keinesfalls alle Arten. Für wärmebedürftige tagaktive Reptilien sorgt deshalb eine Kombination aus HQI-UV und Halogenstrahler für optimale Bedingungen.
Einige Heizquellen, z.B. Infrarot- und Keramikstrahler, Heizmatten und Heizschlangen müssen mit Vorsicht eingesetzt werden, da deren Wärme nicht an Lichtstrahlung gekoppelt ist.
Diese Art der Wärme kommt in der Natur lediglich als Restwärme vor, z.B. in Form von erwärmtem Gestein. Unter natürlichen Bedingungen sinkt diese Restwärme nachts, bei fehlender Sonnenstrahlung, kontinuierlich ab. Künstliche Heizquellen hingegen behalten ihre Temperaturen bei und irritieren somit das Temperaturverarbeitungssystem der Reptilien. Das kann unter Umständen zu schweren Verbrennungen führen.
Werden kletternde Reptilien gehalten, müssen alle Wärmelampen mit einem Schutzkorb gesichert werden.
Bei der Bodenbeheizung ist darauf zu achten, dass bestimmte Höchsttemperaturen nicht überschritten werden. Um die Temperatur von Heizkabeln, Heizmatten und Heizsteinen zu limitieren, benutzt man Thermostaten oder alternativ eine digitale Zeitschaltuhr, die im regelmäßigen Zyklus an- und wieder ausschaltet, also z.B. 10 Minuten angeschaltet und 30 Minuten ausgeschaltet.
Unterkühlung und Überwärmung
Zu geringe Haltungstemperaturen sind eine der Hauptursachen für Erkrankungen. Fehlende, zu schwache, zu weit entfernt montierte oder zu kurz brennende Wärmequellen machen es den Tieren unmöglich, ihre „Betriebstemperatur“ zu erreichen. Die Folge sind u.a. Verdauungsstörungen und eine herabgesetzte Immunabwehr, im weiteren Verlauf Stoffwechselstörungen und Infektionskrankheiten.
Jedoch hat auch ein Zuviel an Wärme negative Auswirkungen. Zu hohe Haltungstemperaturen am Tag oder in der Nacht führen zu verstärkter Nahrungsaufnahme und zu übermäßig schnellem Wachstum.
Dies ist verbunden mit einem erhöhten Bedarf an Vitaminen und Mineralien. Wird der Bedarf nicht gedeckt, kommt es zu Mangelzuständen, wie z.B. Rachitis. Fehlt ein kühler Rückzugsbereich, drohen Übergewicht, Lebererkrankungen, abnorm beschleunigtes Wachstum und Stoffwechselstörungen.
Wie erkennt man Temperaturdefizite?
Wichtige Hinweise gibt das instinktive Verhalten des Tieres.
Liegt es sehr lange unter der Wärmelampe oder bevorzugt im Zentrum des Lichtkegels, benötigt es vermutlich höhere Temperaturen. In diesem Fall sollte die Wärmestrahlung erhöht werden.
Weicht es hingegen regelmäßig zur Peripherie hin aus, ist die Temperatur vermutlich zu hoch. Hier sollte die Wärmestrahlung verringert werden. Vergleichbares gilt für Heizmatten oder Heizschlangen.
Zeigt ein Tier mangelnde Aktivität, Bewegungsunlust, geringen Appetit, Rückzugsverhalten, Verdauungsstörungen oder Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, kann dies auf zu geringe Temperaturen hinweisen.
Verbringt es hingegen viel Zeit im Schatten oder vergräbt sich, läuft ruhelos umher, zeigt übermäßiges Nahrungsbedürfnis, wächst schnell und neigt zu Übergewicht, kann dies ein Zeichen für zu hohe Temperaturen sein.
Wärmegefälle
Im Terrarium sollte ein mehr oder minder ausgeprägtes Temperaturgefälle herrschen. So werden die Tiere in die Lage versetzt, ihre Körpertemperatur selbstständig zu regulieren, indem sie, je nach Bedarf, wärmere oder kühlere Bereiche aufsuchen.
Hierzu wird das Terrarium in zwei Temperaturzonen unterteilt: in einen wärmeren, trockeneren, helleren Bereich (hier werden Wärmestrahler bzw. Heizmatte montiert) und in einen kühleren, feuchteren, dunkleren Bereich, der, je nach Tierart, schwächer beheizt wird bzw. unbeheizt bleibt.
Um ein maximales Wärmegefälle zu bieten, wird die Wärmequelle bei bodenbewohnenden Reptilien nicht zentral, sondern seitlich versetzt montiert. Für kletternde Reptilien wird die Wärmequelle so angebracht, dass ein warmer oberer und ein kühlerer unterer Bereich entstehen.
Alle sonnenbadenden Reptilien, insbesondere solche aus trockenen Höhenlagen oder Wüstenregionen, benötigen in der Regel hohe Temperaturgradienten, das heißt: Die Temperaturen sind an der wärmsten Stelle – unter der Wärmelampe – wesentlich höher als an der kühlsten Stelle.
Für Bewohner von Feuchtgebieten, Laub- und Regenwäldern gilt das Gegenteil. Hier ist die Temperaturdifferenz zwischen wärmster und kühlster Stelle deutlich geringer.
Tages- und Jahreszyklen
In subtropischen und gemäßigten Zonen sinken die Temperaturen nachts deutlich ab und damit auch Stoffwechsel und Aktivität. Um Stoffwechselstörungen zu vermeiden, sollten deshalb alle Heizquellen des Terrariums nachts (per Zeitschaltuhr) ausgestellt werden.
Für Tiere aus tropischen Regionen, wo nur geringe Temperaturschwankungen auftreten, gilt das Gegenteil. Hier muss die Heizquelle häufig auch nachts angeschaltet bleiben.
Auch die Jahreszyklen sollten beachtet werden. Tiere aus gemäßigten Zonen benötigen eine mehrmonatige Winterruhe mit völliger Nahrungsabstinenz, Tiere aus subtropischen Zonen zumindest eine mehrwöchige Ruhezeit bei reduzierter Wärme und Nahrung. Für Reptilien aus tropischen Zonen können simulierte Regen- oder Trockenzeiten erforderlich sein.
Ermittlung der Höchst- und Tiefsttemperaturen
Zur Messung der Lufttemperatur eignet sich ein Minimum-Maximum-Thermometer am besten. Es sollte dort angebracht werden, wo sich die Tiere gewöhnlich aufhalten, bei Bodenbewohnern also in Bodennähe, bei Baumbewohnern im oberen Teil des Terrariums. Vier Messwerte sind besonders wichtig:
- Lufttemperatur am Tag.
- Lufttemperatur in der Nacht.
- Höchsttemperatur an der wärmsten (vom Tier erreichbaren) Stelle des Terrariums,
- Tiefsttemperatur an der kühlsten (vom Tier erreichbaren) Stelle.
Infektionskrankheiten und Wärme
Die Fieberreaktion ist ein uralter körpereigener Abwehrmechanismus gegen krankmachende Mikroorganismen.
Überschreitet deren Zahl oder Virulenz einen bestimmten Schwellenwert, erhöht das Gehirn den Wärmesollwert. Bei Säugetieren steigt nun automatisch die Körpertemperatur – sie bekommen Fieber.
Reptilien sind als wechselwarme Tiere dazu nicht in der Lage. Doch auch sie zeigen eine Fieberreaktion: Der erhöhte Wärmesollwert führt zu einem erhöhten Wärmebedürfnis. Die Folge: Sie suchen besonders warme Bereiche auf, um sich dort auf Fiebertemperatur zu erwärmen.
Dies ist im Terrarium allerdings in der Regel nicht möglich. Deshalb muss der Halter eingreifen und die Temperatur am Sonnen- bzw. Aufwärmplatz um mehrere Grad erhöhen.
Die natürliche Fieberreaktion sollte unbedingt gefördert werden, denn sie verkürzt nicht nur die Krankheitsdauer, sondern senkt auch die Mortalitätsrate signifikant.
Vorsichtsmaßnahmen beim Einsatz von Wärme
- Sonnenexposition kann Glasbehälter so stark erwärmen, dass eine lebensbedrohliche Überhitzung droht. Artgerechte Temperaturen können wesentlich besser eingehalten werden, wenn das Terrarium an einem unbesonnten Platz steht.
- Während des Hochsommers kommt es in Wohnräumen zu einem teilweise erheblichen Temperaturanstieg. Im Terrarium können schnell lebensbedrohliche Temperaturen erreicht werden. Regelmäßige Temperaturmessungen während der Sommermonate helfen, mögliche Überhitzungssituationen rechtzeitig zu erkennen. Durch bessere Belüftung, Schattierung, Inaktivierung von Beheizungssystemen solltest du rechtzeitig gegensteuern.
- Heizlampen werden bei kletternden oder springenden Arten grundsätzlich mit einem Schutzkorb versehen, um Verbrennungen der Tiere zu vermeiden.
- Um Überhitzungen der Tiere durch Wärmelampen oder Heizmatten zu vermeiden, muss ihnen die Möglichkeit gegeben werden, kühlere Bereiche aufzusuchen. Das gilt insbesondere in kleinen Terrarien. Um ein Wärmegefälle zu schaffen, wird die Wärmelampe deshalb möglichst weit seitlich im Terrarium montiert. Auf der gegenüberliegenden kühleren Seite muss ein schattiger Unterschlupf vorhanden sein.
- Unsachgemäße Verwendung von Heizmatten bzw. erwärmten Steinen kann leicht zu Verbrennungen führen. Deshalb dürfen, abhängig von der gehaltenen Art, bestimmte Oberflächentemperaturen nicht überschritten werden. Um die Temperatur zu limitieren, benutzt man einen Thermostaten oder alternativ eine digitale Zeitschaltuhr, die im regelmäßigen Zyklus an- und wieder ausschaltet, z.B. 10 Minuten angeschaltet und 30 Minuten ausgeschaltet. In der Regel sollte nicht der gesamte Boden erwärmt werden, sondern jeweils nur ein Teilbereich des Terrariums.
- Dunkle Steine speichern mehr Wärme und erhitzen sich somit stärker als helle Steine. Auch sie können deshalb zur Ursache für Verbrennungen werden.