Bakterielle Hautinfektion
Beschreibung
Tropische Schlangen und Echsen sind besonders häufig von Hautinfektionen betroffen. Der Grund: Das feucht-warme Klima bietet Bakterien ideale Bedingungen. Fehlen trockene Plätze, kann die Haut nicht ausreichend abtrocknen und bietet Bakterien eine Angriffsfläche. Krankheitsfördernd wirken außerdem: zu feuchtes Bodensubstrat, mangelnde Hygiene und zu niedrige Temperaturen am Aufwärmplatz.
Achtung!
Die nachfolgenden Informationen können und sollen nicht den Gang zum Tierarzt ersetzen.
Symptome
- Akute Hautinfektion: Rötung, Schwellung, Eiterbildung, nässende Stellen. Absonderung von Flüssigkeit, anfangs klar, später weißlich, gelblich, rötlich, bräunlich oder grünlich, oft übelriechend
- Subakute und chronische Hautinfektion: Farbliche Veränderungen der betroffenen Haut, Geschwüre, Bläschen, Schuppen, Hautverdickungen, Knoten
Komplikationen
- Fortschreitende Infektion mit Zerstörung von Binde- und Knochengewebe (Nekrose)
- Abszess, Phlegmone
- Sepsis: Echsen und Schlangen zeigen Rötungen der Schuppen oder ihrer Zwischenräume, Schildkröten punktförmige oder flächige Rötungen des Bauchpanzers.
- Septischer Schock
Ursachen
- Bakterieller Befall beschädigter bzw. verletzter Hautbereiche
- Begünstigend wirken Staunässe, feuchter Boden, hohe Luftfeuchtigkeit, mangelnde Luftzirkulation sowie nicht vorhandene UV-Strahlung. Fehlt ein trockener Platz mit ausreichend starker Wärmelampe, kann die Haut nicht mehr abtrocknen.
- Geringe Hygiene
- Hoher Erregerdruck durch dichten Besatz oder kleine Terrarien
Behandlungsstrategie
- Ausgeprägte Hautinfektionen gehören in die Hand eines reptilienkundigen Tierarztes, insbesondere dann, wenn das Allgemeinbefinden beeinträchtigt ist. Leichte Hautinfektionen können selbst behandelt werden. Behandlungsstrategie: Verbesserung der Haltungsbedingungen, antiseptische Behandlung der Haut, Wärmestrahlung zur Stärkung des Immunsystems und Verbesserung der Hautdurchblutung
Therapie leichter Hautinfektionen
- Wichtigste Maßnahme ist die Schaffung eines trockenen Aufwärmplatzes im Terrarium. Als Basis dient ein großer flacher Stein. Dort sollte eine ausreichend starke Wärmelampe für artgerechte lokale Temperaturen sorgen. Bei Erkrankung der Körperunterseite ist lokale Bodenwärme bis maximal 40 °C erforderlich. Detaillierte Infos findest du unter: Haltungsempfehlungen und Bodenwärme.
- Lokale Behandlung: 1. Abgestorbene Haut gründlich entfernen, ohne dabei gesundes Gewebe zu verletzen. Starke Krusten können zunächst mit Ölumschlägen (pflanzliche Öle) aufgeweicht werden. 2. Wunde mit Wasser reinigen. 3. Desinfizierung mit Octenisept®-Spray. 4. Wundschutz mit Octenisept®-Gel. Dieses legt einen feinen Schutzfilm über die betroffene Stelle und schützt sie dadurch vor Keimen. 5. Die Behandlung muss über einen längeren Zeitraum regelmäßig wiederholt werden.
- Schlangen werden 20-minütige Bäder in Kaliumpermanganat-Lösung für eine Dauer von drei Wochen empfohlen (1 g auf 100 ml Wasser, von dieser Lösung 1 ml in 1 l Badewasser geben).
- Aufgrund seines Gerbstoffgehaltes besitzt schwarzer Tee milde antibakterielle Eigenschaften, die man therapeutisch nutzen kann. Zur systemischen Bekämpfung von Bakterien und Pilzen in Wasserschildkröten-Aquarien kann das Wasser über einen längeren Zeitraum mit schwarzem Tee angereichert werden. Die richtige Dosierung ist erreicht, wenn das Wasser eine leicht bräunliche Färbung annimmt.
- Bei therapieresistenten Fällen kannst du versuchen, mit Heilerde zum Erfolg zu kommen. Dazu wird der betroffene Bereich 3 Mal täglich mit Heilerde „eingepudert“ oder mit einer Schlamm-Mischung bestrichen. Da Heilerde Giftstoffe und pharmazeutische Wirkstoffe absorbiert, sollte sie nicht gleichzeitig mit äußeren Antiseptika oder Hautsalben angewendet werden.
- Folgende Symptome sprechen für eine bakterielle Wundinfektion: Anschwellen der Wundränder, Eiter, nässende Wunden, Verschlechterung des Allgemeinbefindens. Treten diese Symptome auf, sollte ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden.
Therapie ausgeprägter Hautinfektionen
- Die Behandlung sollte durch einen reptilienkundigen Tierarzt erfolgen.
Begleitende Maßnahmen
- Erhöhung der Temperatur am Aufwärmplatz um 3–5 °C, am besten durch Montage einer zusätzlichen Wärmelampe. Die Bestrahlungsdauer sollte der Sonnenscheindauer im Habitat (während der Hauptaktivitätsmonate) entsprechen. Bei Erkrankung der Körperunterseite: lokale Bodenerwärmung auf maximal 40 °C. Hierzu eignen sich Heizmatten oder erwärmte Steine. Detaillierte Informationen findest du unter: Bodenwärme und Fiebertherapie
- Erkrankte Tiere werden während des gesamten Behandlungszeitraumes in einem Quarantänebecken auf Küchenpapier untergebracht. Teil-aquatile Wasserschildkröten werden 23 Stunden am Tag im Quarantänebecken gehalten. Zum Fressen dürfen sie eine Stunde ins Wasser. Voll-aquatile Arten kommen für sieben Stunden ins Wasser. Die antiseptische Wundversorgung erfolgt nach dem Bad.
- Bei großen Hautdefekten muss die Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr unterstützt werden: physiologische Kochsalzlösung (0,9% NaCl) oder Elektrolytlösungen über das Trinkwasser (z.B. Elotrans). Optimierung der Flüssigkeitsversorgung. Der Zugang zum Wasser muss jederzeit gewährleistet sein. Bei Zeichen einer starken Dehydratation wird die Elektrolytlösung oral in kleinen Portionen verabreicht.
- Natürliches Sonnenlicht oder UV-Bestrahlung können den Heilungsprozess erheblich beschleunigen.
- Die Widerstandsfähigkeit der Haut wird durch eine optimale Versorgung mit Vitamin-A, Vitamin D3 und Kalzium gestärkt. Bei pflanzenfressenden Reptilien sollte jedoch auf die Verabreichung von speziellen Vitamin-A-Präparaten verzichtet werden.
- Bei systemischer Antibiotikatherapie: Regulierung der Darmflora mit Hefepräparaten oder Bene-Bac Bird.
- Desinfektion des Terrariums, des Bodens und aller Einrichtungsgegenstände
Vorsorge
- Schaffe trockene Zonen im Terrarium. Dies gilt auch für Feucht-Terrarien.
- Überprüfe das Bodensubstrat; möglicherweise hat es eine zu geringe Durchlässigkeit und bildet Staunässe. Vieleicht wurde es bisher zu selten ausgetauscht.