Vergiftung
Symptome
- Mögliche Frühsymptome bei oraler Aufnahme: Erbrechen oder Durchfall
- Bei Schädigung des zentralen Nervensystems: Bewegungsstörungen, z.B. Krämpfe, Zittern, Zuckungen, Lähmungen, Koordinationsstörungen, Gangunsicherheit, abnorme Bewegungen, Bewusstseinstrübung, Apathie
- Bei Schädigung der Leber: Normalerweise sind keine unmittelbaren Vergiftungssymptome feststellbar. Später: dunkel gefärbter Harn, hellgefärbter Kot, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit. In ausgeprägten Fällen: Gelbliche Färbung von Haut und Schleimhaut (Ikterus)
- Bei Schädigung der Nieren: Normalerweise sind keine unmittelbaren Vergiftungssymptome erkennbar. In schweren Fällen: Anämie, Lethargie, Atemnot, Ödeme an Hals und Gliedmaßen, aufgetriebener Bauch
Ursachen
Häufig:
- Überdosierte oder falsch angebrachte Mittel zur Bekämpfung von Milbenbefall. Insbesondere die Aufhängung in Nähe von Trink- oder Badebecken ist gefährlich, da sich der Wirkstoff im Wasser zu toxischen Konzentrationen anreichern kann.
- Ungeeignete oder falsch dosierte Medikamente, z.B. Metronidazol, Streptomycin, Neomycin, Gentamycin, Kanamycin, Polymyxin B, Sulfonamide
- Ätherische Öle, vor allem Teebaum-Öl.
Gelegentlich:
- Desinfektionsmittel auf Phenol- und Lysol-Basis. Nach Einsatz dieser Mittel sollte ausreichend lange belüftet werden. Reste müssen sorgfältig ausgewaschen werden.
- Wurmkuren mit Ivermectin-haltigen Präparaten
- Insektizide, z.B. Schneckenkorn
- Holzschutzmittel, Farben, Lacke, Lösungsmittel, Pflanzenschutzmittel
- Herbivoren und Omnivoren: größere Mengen Rhabarber und Spinat (Oxalsäurevergiftung)
- Ausdünstungen bestimmter Hölzer, z.B. Zedernholz
- Giftiges Harz in Holzspänen oder Rindenmulch
- An Straßenrändern gesammelte Nahrung (Schwermetall-Kontamination)
- In der Nähe bewirtschafteter Felder gesammelte Nahrung (Pestizide)
- Verzehr giftiger Pflanzen (z.B. Oleander, Azalee, Maiglöckchen, Fingerhut, Eibe)
Komplikationen
- Leberschäden
- Nierenschäden
- Gehirnschäden
- Schäden der Blutbildung (z.B. Anämie, gestörte Blutgerinnung)
- Schock
Therapie
- Suche umgehend einen reptilienkundigen Tierarzt auf. Denke daran, dem Arzt eine Probe der infrage kommenden giftigen Substanz mitzubringen, also z.B. ein Blatt der gefressenen Giftpflanze. Bei Medikamentenvergiftungen kann der Beipackzettel des betreffenden Medikamentes hilfreich sein.
- Zur Deaktivierung oral aufgenommener Gifte (z.B. Medikamente oder pflanzliche Alkaloide) wird eine Aktivkohle-Suspension (in Wasser aufgelöste Aktivkohle) oral per Einwegspritze (ohne Kanüle) verabreicht – nach Möglichkeit innerhalb der ersten Stunde. Dosierung: 0,5–1g/kg Körpergewicht. Der Vorgang wird in angemessenen Abständen mehrfach wiederholt, wobei der Kohleanteil immer geringer wird. Um der Gefahr eines Darmverschlusses vorzubeugen, solltest du auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Ist keine Aktivkohle vorhanden, kann alternativ Heilerde (Reformhaus) verwendet werden. Provoziertes Erbrechen und Magenspülung werden aufgrund neuerer Untersuchungen nicht als Behandlungsmethode der ersten Wahl empfohlen. Kohle-Suspension ist nicht geeignet bei Vergiftung mit ätzenden Substanzen oder Tensiden.
- Besonders wichtig ist eine Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr. Dadurch werden toxische Substanzen verdünnt und ihre Ausscheidung über die Nieren gefördert. Hierfür sind warme Bäder (unter ständiger Aufsicht!) sehr geeignet. Mittels einer Einwegspritze (natürlich ohne Kanüle) sollte zusätzlich Wasser in kleinen Portionen oral verabreicht werden.
- Bis zum Arzttermin: Absenkung der Umgebungstemperatur auf ca. 22 °C, um die Ausbreitung der Giftstoffe zu verlangsamen. Beim Tierarzt wird dann die Ausscheidung durch geeignete Maßnahmen wiederum beschleunigt. Im Terrarium wird anschließend die Temperatur am Aufwärmplatz auf Maximalwerte erhöht (siehe: Haltungsparameter), um Darmpassage und Ausscheidung zu beschleunigen. Zur Stimulation der Ausscheidung eignen sich Einläufe mit warmer physiologischer Kochsalzlösung (0,9%) durch eine fachkundige Person (mögliche Verletzungsgefahr!).
- Bei Schwermetall-Vergiftung können Chelat-Bildner eingesetzt werden.
- Zur Blockierung möglicher Lebergifte Carduus marianus (Legalon forte) oral verabreichen: 1 Tabl. in 10ml Wasser auflösen, davon 0,2ml/100 Gramm oral verabreichen. Danach wird das Präparat für mehrere Tage über das Futter gestreut.
Vorsorge
- Milbenmittel mit äußerster Vorsicht einsetzen. Da sich der Wirkstoff im Wasser anreichert, sollten Milbenmittel nie in der Nähe von Trink- und Badebehältern aufgehängt werden. Wasser täglich wechseln!
- Nach Einsatz von Pestiziden oder Desinfektionsmitteln ausgiebig lüften, Terrarium und Einrichtungsgegenstände gegebenenfalls mit Wasser reinigen
- Nur für Reptilien geeignete Wurmmittel verwenden
- Medikamentöse Behandlungen sollten ausschließlich durch Tierärzte erfolgen, die genügend Erfahrung in der Behandlung von Reptilien haben – einige der gängigen Präparate wirken bei Reptilien toxisch.
- Keine sprühbaren Chemikalien in der Nähe des Terrariums verwenden
- Mögliche Giftpflanzen aus Freigehegen entfernen. Ferner sollte die nähere Umgebung im Auge behalten werden: Verwendet der Nachbar giftige Chemikalien, werden benachbarte Felder bewirtschaftet usw.?