Wundinfektion
Symptome
- Schwellung und Rötung
- Eiterbildung (übel riechende weißliche, gelbliche, bräunliche oder grünliche Ausflüsse, Ansammlungen, Pusteln oder Beläge)
- Der betroffene Bereich wird geschont.
- Abhängig vom Ausmaß der Infektion kann es zu Verhaltensänderungen oder Störungen der Nahrungsaufnahme kommen.
Wann?
- Nach Verletzungen, z.B. Bissverletzungen, Operationen oder anderen invasiven Eingriffen
- Im Verlauf einer Infektionskrankheit
Komplikationen
- Fortschreitende Infektion mit Zerstörung von Binde- und Knochengewebe
- Abszess. Zeichen einer Abszessbildung sind: Schwellungen, meist in der Mundhöhle, am Unterkiefer, Arm- oder Kniegelenk, bei Chamäleons auch im Bereich der Augen.
- Sepsis („Blutvergiftung“). Der Übergang zur Sepsis ist durch eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes und die Infektion weiterer, oft benachbarter Organe gekennzeichnet. Echsen und Schlangen zeigen Rötungen der Schuppen oder Schuppenzwischenräume, Schildkröten punktförmige oder flächige Rötungen des Bauchpanzers.
- Septischer Schock
Ursachen
- Bakterieller Befall von Wunden bzw. Verletzungen
- Begünstigend wirken inadäquate Wundversorgung, mangelnde Hygiene und niedrige Temperaturen.
Therapie leichter Wunden
- Wundbehandlung an der Körperoberseite: 1. Wunde auswaschen und reinigen. 2. Desinfizierung mit Octenisept®-Spray. 3. Wundschutz mit Octenisept®-Gel. Dieses legt einen feinen Schutzfilm über die betroffene Stelle und schützt sie dadurch vor Keimen. 4. Die Behandlung wird, je nach Ausmaß der Entzündung, ein- oder mehrmals täglich bis zur Ausheilung durchgeführt.
- Lokale Wärme fördert den Heilungsverlauf. Deshalb sollten die Temperaturen am Aufwärmplatz überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. Siehe: Haltungsempfehlungen
- Nach vollständigem Verschluss der Wunde kann zur Förderung der Wundheilung Panthenol- oder Zink-/Lebertran-Salbe verwendet werden.
- Falls die Wundränder stark anschwellen und zu nässen oder eitern beginnen, sollte ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Das gilt insbesondere dann, wenn sich der Allgemeinzustand verschlechtert.
Therapie ausgeprägter Wunden
- Große und tiefe Wunden erfordern eine antibiotische, gegebenenfalls auch eine chirurgische Behandlung durch einen reptilienkundigen Tierarzt.
- Erkrankte Tiere werden während des gesamten Behandlungszeitraumes in einem Quarantänebecken auf Küchenpapier untergebracht. Teilaquatile Wasserschildkröten werden 23 Stunden am Tag im Quarantänebecken gehalten, rein aquatile Arten 16 Stunden. Zum Fressen dürfen teil-aquatile Arten eine Stunde in sauberes Wasser, rein aquatile Arten hingegen mindestens 8 Stunden. Aseptische Mittel erst nach dem Bad aufgetragen!
- Wundbehandlung: wie oben beschrieben.
- Erhöhung der Temperatur am Aufwärmplatz um 3-5°C, am besten durch Montage einer zusätzlichen Wärmelampe. Die Bestrahlungsdauer sollte der Sonnenscheindauer im Habitat (während der Hauptaktivitätsmonate) entsprechen. Der Boden des Aufwärmplatzes muss trocken und frei von Sand oder Erde sein. Dies erreichst du am einfachsten durch Verwendung eines großen, flachen Steines. Bei Erkrankung der Körper-Unterseite ist eine lokale Bodenerwärmung bis auf maximal 40 °C erforderlich. Detaillierte Informationen unter: Fiebertherapie und Bodenwärme
- Bei großen Hautdefekten muss die Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr unterstützt werden: physiologische Kochsalzlösung (0,9% NaCl) oder Elektrolytlösungen über das Trinkwasser (z.B. Elotrans), Optimierung der Flüssigkeitsversorgung. Der Zugang zum Wasser muss jederzeit gewährleistet sein. Bei Zeichen einer starken Dehydrierung wird die Elektrolytlösung per Einwegspritze (ohne Nadel) in kleinen Portionen direkt ins Maul gegeben.
- Nach vollständigem Wundverschluss kann mit Panthenol- oder Zink/Lebertran-Salbe weiterbehandelt werden.
Begleitende Maßnahmen
- Gute Hygiene
- Einzelhaltung im Quarantänebecken auf Küchenpapier
- Bei Antibiotikatherapie: Regulierung der Darmflora mit Hefepräparaten oder Bene-Bac Bird
Vorsorge
- Sachgerechte Wundbehandlung
- Artgerechte Temperaturen am Aufwärmplatz unterstützen die Wundheilung. Siehe: Haltungsempfehlungen
- Keimreduktion im Terrarium durch Optimierung der Hygiene. Insbesondere Kot und Futterreste sollten täglich entfernt werden.
- Vermeidung von Bissverletzungen durch Trennung möglicher Rivalen
- Glasscheiben werden häufig nicht als Hindernis erkannt und führen deshalb schnell zu Verletzungen. Insbesondere während der Eingewöhnungsphase neuerworbener Tiere ist es deshalb ratsam, das Terrarium entweder abzudecken oder von außen Papier oder Folie anzubringen.
- Im Terrarium keine scharfen, spitzen, oder rauen Einrichtungsgegenstände verwenden, Sturzgefahr minimieren, schwere Gegenstände gut befestigen.
Kommentar
Eine Verletzung kann sich ohne adäquate Wundversorgung leicht infizieren. Dann entsteht eine Entzündung, die in der Regel mit Rötung, Schwellung, Flüssigkeitsaustritt und Eiterbildung einhergeht. Um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern, umschließt der Körper Krankheitserreger, Eiter und eingeschmolzene Gewebeteile mit einer Bindegewebskapsel. Der so entstandene Abszess verbleibt in der Regel dauerhaft im Körper und kann unter günstigen Bedingungen lebenslang beschwerdefrei bleiben.
Zeichen einer Abszess-Bildung sind: harte Schwellungen, meist in Mundhöhle oder an Unterkiefer, Arm- und Kniegelenk, bei Chamäleons auch im Bereich der Augen. Unter günstigen Umständen bleibt ein Abszess lebenslang beschwerdefrei („stummer Abszess“). Dennoch stellt er fortan als Erregerherd eine potentielle Gefahr dar.
Durch körperliche, mechanische oder stressbedingte Belastungen können Keime austreten, die zu Rückfällen führen oder über die Blutbahn andere Organe infizieren (Sepsis). Bissverletzungen und Verletzungen der Mundhöhle können besonders schnell in eine Sepsis übergehen. Häufige Folge sind schwere eitrige Infektionen in Knochen, Gelenken, Leber, Lunge, Niere oder Gehirn. Bei extensiver Vermehrung im Blut droht ein lebensbedrohender septischer Schock. Eine Sepsis ist durch punktförmige oder flächige Rötungen von Bauchhaut oder Bauchpanzer relativ leicht diagnostizierbar.