Posthibernale-Anorexie
Beschreibung
Nach der Überwinterung benötigen Schildkröten meistens einige Tage, bis sie wieder zu fressen beginnen. Bei einigen Schildkröten kommt es jedoch zu einer anhaltenden Nahrungsverweigerung. Dies bezeichnt man als "Posthibernale Anorexie".
Symptome
- Nahrungsverweigerung nach Winterruhe
- Schwäche, Bewegungsunlust, Lethargie
- Tier vergräbt sich häufig wieder.
Mögliche Begleitsymptome
- Eingefallene Augen, faltige Haut (Dehydratation)
- Rötungen von Bauchpanzer oder Bauchhaut (Posthibernale Sepsis)
Komplikationen
- Hypoglykämie (Unterzuckerung) bis hin zum hypoglykämischen Schock
- Nierenbelastung, Nierenschaden, Urämie durch Dehydratation
- Leberfunktionsstörungen, Fettleber
- Starke Vermehrung von Darmparasiten
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Vitamin-Mangelerscheinungen
- Posthibernale Sepsis: Rötungen von Bauchpanzer oder Bauchhaut
Ursachen
- Zu warme Überwinterung (über 8 °C) führt zu einem toxischen Anstieg des Harnstoffes, Unterzuckerung, Vitaminmangelerscheinungen und häufig zu Dehydratation.
- Überwinterung im Freien
- Zu trockene Überwinterung verursacht Dehydratation und fördert virale Erkrankungen.
- Überwinterung unterernährter Tiere führt zu einem toxischen Anstieg des Harnstoffes, Unterzuckerung, Vitaminmangelerscheinungen und häufig zu Dehydratation.
Therapie
- Tägliche lauwarme Bäder (25-30°C) in einer selbst hergestellten Elektrolytmischung, um Flüssigkeit zuzufühen und die Harnausscheidung zu stimulieren.
- Herstellung von 1 Liter Elektrolytmischung: : 10 Gramm Salz und 50 Gramm Zucker auf 940 ccm Wasser.
- Tipp: Besprühe das Tier währenddessen mit lauwarmem Wasser: das stimuliert Harn-, Kotabgabe und Flüssigkeitsaufnahme.
- Bei Terrarien-Haltung: Lufttemperatur 25 °C, Wärme am Sonnenplatz 40 °C, intensive Licht- und UV-Bestrahlung.
- Bei Freigehege-Haltung: Installation einer Wärmelampe, die am Aufwärmplatz 40 °C produziert. Alternative: eine täglich 30-minütige Bestrahlung mit Wärmelampe (40 °C), möglichst hellem Licht und intensivem UVB-Licht, am besten in Kombination. Achtung: Um Überhitzung oder Verbrennungen der Bindehaut zu vermeiden, muss für Ausweichmöglichkeiten gesorgt werden.
- Zur Therapie bei Landschildkröten verwendet der Autor eine „All-in-one“-Lösung. Sie besteht aus einem kleinen Glasaquarium, über dem eine Halogen- und eine UV-Lampe (Osram Ultravitalux) mit Zeitschaltuhren befestigt sind. Der Abstand der Halogenleuchte ist so eingestellt, dass er auf Höhe des Tieres eine Temperatur von 40 °C produziert. Per Zeitschaltuhr wird eine Brenndauer von 30 Minuten festgelegt. Die Ultravitalux hängt in 60 cm Höhe und wird auf 20 Minuten Brenndauer eingestellt. Als Rückzugsmöglichkeit dient ein horizontal in 15 cm Höhe im Aquarium befestigtes Plastikbrett, welches ein Drittel der Aquarienfläche beschattet. Das Aquarium wird einige Zentimeter hoch mit lauwarmem Wasser befüllt, welches zuvor mit Glukose (1 Teelöffel auf 1 Liter Wasser) angereichert wurde. Bei der Behandlung empfindlicher oder erkrankter Tiere sorgt ein kleiner Aquarienheizstab für konstante Wassertemperaturen. Bei leichteren Fällen einer posthibernalen Anorexie genügen oft 2–3 Behandlungen, um das Tier zur Nahrungsaufnahme zu bewegen.
- Schwerere Fälle werden durch orale oder parenterale Zufuhr von Ringer-Lösung (mit 5 % Glukosezusatz) und Vitaminsubstitution (insbesondere D, A, E sowie B-Vitamine) behandelt. Wende Dich hierzu an einen auf Reptilien spezialisierten Tierarzt.
- Infektionen, die aufgrund der herabgesetzten Immunabwehr entstehen, müssen gegebenenfalls antibiotisch behandelt werden. Bei Schildkröten sind z.B. Rötungen des Bauchpanzers Zeichen einer potentiell lebensbedrohlichen septischen Infektion.
Vorsorge
- Keine kranken Tiere überwintern
- Keine unterernährten Tiere überwintern
- Optimierung der Überwinterung